
© Vera Prinz
Die Zeiten, in denen Literaturblogger gerne nachsichtig belächelt wurden, sind noch nicht allzu lange her. Ein Blogger trägt durch seine in die Tiefe gehenden Texte und sein Engagement in der Literaturszene besonders dazu bei, dass sich dieses Image ändert und bereits geändert hat: Uwe Kalkowski, im Netz auch bekannt als der Kaffeehaussitzer. Seit 1993 ist der Wahl-Kölner in der Buchbranche unterwegs, unter anderem als Buchhändler und seit 2009 als Marketingleiter des RWS Verlags. Mit seinem Blog Kaffeehaussitzer war er 2015 Buchpreisblogger, außerdem gewann er vergangenes Jahr auf der Frankfurter Buchmesse den 1. Buchblog-Award. Zusammen mit anderen Literaturvermittlern gründete Uwe Kalkowski am 23. April 2018, dem Welttag des Buches, den Verein Literaturszene Köln e.V., der sich auf die Fahne geschrieben hat, das literarische Leben der Stadt sichtbarer zu machen und stärker zu vernetzen.
Worauf freuen Sie sich in Ihrer Tätigkeit als Juror für den Deutschen Buchpreis 2018?
Vor fünf Jahren ist mein Literaturblog Kaffeehaussitzer online gegangen und ich bin immer wieder fasziniert, wohin mich diese Reise bisher geführt hat; wie sehr sich aus der virtuellen Präsenz meines Blogs ganz konkrete Projekte in der Literaturwelt ergeben haben. Mitglied in der diesjährigen Jury des Deutschen Buchpreises zu sein ist eine Ehre und eine echte Herausforderung. Und eine Aufgabe, an die ich mit großem Respekt vor den eingereichten Werken der zahlreichen Autorinnen und Autoren herangehe. Als jemand, der seit zweieinhalb Jahrzehnten in der Buchbranche tätig ist, als Vielleser und Literaturblogger, bin ich zwar ständig von Büchern umgeben – doch die Jurorentätigkeit verspricht ein noch intensiveres Eintauchen in die Literatur zu werden. Davon künden die ersten eingetroffenen Bücherstapel und die umfangreichen Leselisten. Oder anders gesagt: Jede, wirklich jede verfügbare Minute wird in den nächsten Monaten mit Literatur ausgefüllt sein! Besonders freue ich mich auf die Gespräche in der Jury, auf den Austausch der unterschiedlichen Meinungen zu Büchern und Inhalten. Ich bin gespannt auf das Kennenlernen anderer Sichtweisen, auch darauf, wie sich durch Diskussionen ein neuer Blick auf das ein oder andere Buch ergeben wird.
Was macht einen guten Roman für Sie aus?
Als Antwort auf diese Frage könnte man das berühmte Kafka-Zitat mit der Axt und dem gefrorenen Meer erwähnen. Könnte man, aber wegen seines inflationären Gebrauchs mag man es schon beinahe nicht mehr lesen. Und trotzdem: Er hat damit einfach recht. Manche Bücher sind etwas Besonderes. Sie bereichern das Leben, erweitern den Horizont, zeigen fremde Lebensentwürfe. Sie erschüttern uns oder das Bild, das wir von uns, der Welt und dem Leben haben. Viele Bücher lesen wir der Unterhaltung wegen, weil sie spannend sind oder amüsant, weil wir unser Wissen erweitern möchten. Aber ab und zu ist eines dabei, dass uns bis ins Mark trifft. In dem man sich, sein Leben, seine Gedanken wiedererkennt, als würde man in einen Spiegel schauen. Nur dass jetzt jemand, ein Autor, eine Autorin, genau die Worte gefunden hat, nach denen man schon immer suchte; vielleicht ohne es zu wissen. Solche Bücher können manchmal auch wehtun. Auf jeden Fall hallen sie lange Zeit im Kopf nach. Und manche begleiten einen das ganze Leben lang.
Was würden Sie diesen Sommer tun, wären Sie nicht Teil der Jury?
Das, was ich eigentlich immer mache: Möglichst viel lesen.