Buchpreisbloggen 2020: Wortgelüste, Emilia von Senger, KainUndAbel, Fräulein Julia und intellectures

20 Buchpreisblogger*innen werden den Deutschen Buchpreis 2020 begleiten. In vier Posts werden wir sie euch ausführlich vorstellen – ganz besondere Lieblingsbücher inklusive! Den Anfang machen Wortgelüste, Emilia von Senger, KainUndAbel, Fräulein Julia und intellectures.

Nicola Kammer und Lena Stöneberg – Wortgelüste

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Wir haben Wortgelüste! Wir, das sind Lena Stöneberg und Nicola Kammer. Von Berlin aus lesen wir uns quer durch die Genres, Kontinente und Zeiten auf der Suche nach mutiger Literatur, kantigen und kraftvollen Geschichten und neuen Stimmen. Zusammen bloggend sind wir seit 2017 unterwegs.

Welches Buch hat dir eine neue Welt erschlossen? 

Nicola: Egal was ich von James Baldwin lese, er bewegt mich immer wieder. Mein Lieblingsbuch ist aber definitiv „Giovanni’s Room“, eine Erzählung von schwuler Liebe, zerreißender Leidenschaft und fatalem Begehren.

Lena: Was, wenn ein Kind stirbt und dein Partner einfach nicht mehr derselbe ist? Sarah Kuttner lässt in „Kurt“ genau das geschehen und schafft es bei aller Tragik, eine unglaublich witzige und kluge Geschichte zu erzählen, die ganz ohne Kitsch voll ins Herz trifft.

Emilia von Senger

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Emilia von Senger, 1987, hat in Frankreich Politik studiert und im Frankfurter Bahnhofsviertel an einer Grundschule gearbeitet. Jetzt schreibt sie im Internet über Bücher und eröffnet im Herbst 2020 ihre eigene Buchhandlung in Neukölln. Bei She said wird sie ausschließlich Bücher von Autorinnen und queeren Autor*innen verkaufen.

Welches Buch hat dir eine neue Welt erschlossen? 

Zuletzt bin ich mit „Von dieser Welt“ von James Baldwin ins Schwarze Harlem der dreißiger Jahre eingetaucht. Religiöse Erweckung, erwachendes schwules Begehren und die Omnipräsenz der weißen Unterdrückung prägen das Aufwachsen von John.

Maximilian Rössner – KainUndAbel

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Mein Name ist Max, ich bin ein 34-jähriger Deutschlehrer, dessen größte Leidenschaft seit Jahren das Lesen von Büchern ist – Diskussionen, Lobeshymnen und gelegentliche Tiraden gehören natürlich auch dazu. Lektürestunden sind für mich zwar auch Unterhaltung, vor allem aber bunte Fenster zu den zahlreichen Räumen der Welt und wortreiche Einladungen, um vom Couchplatz meiner Gemütlichkeit und Introversion aufzustehen und verschiedene Figuren und Charaktere auf Augenhöhe kennenzulernen.

Welches Buch hat dir eine neue Welt erschlossen? 

Mein liebstes Buch, „Der Zauberberg“ von Thomas Mann, hat mir keine neue Welt erschlossen, sondern mich meiner eigenen nähergebracht. Ich bewundere Manns Fähigkeit, in Settembrini oder Mynheer Peeperkorn skurrile und gleichzeitig plastische Personen erstehen zu lassen, verehre den auktorialen Erzähler, der wie ein unendlich kluger Adler in den Aufwinden über dem Sanatorium kreist und uns Leser daran teilhaben lässt, welche Erkenntnisse über den Menschen seine scharfen Augen geschaut haben. Dass Thomas Mann im „Zauberberg“ seine hochfahrend komplexen Sätze und philosophischen Gezeitenströme immer wieder ganz uneitel abschneidet, um das müde Schlurfen der Claudia oder das Umherirren der Madame Stöhr im Ozon, Ozelot, Ozean der Fremdwörter zu begleiten, hat ihm meine Sympathie gesichert. Wer hier nach 200 Seiten immer noch nicht mitpfeifen will, wenn der Verein Halbe Lunge mal wieder ins Gelände hinauskreucht, der verpasst ein Jahrhundertwerk.

Julia Schmitz – Kulturjournal Fräulein Julia

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Julia Schmitz arbeitet als freie Kulturjournalistin und Autorin in Berlin. In ihrem Kulturjournal Fräulein Julia schreibt sie seit 2008 am liebsten über literarische Belletristik oder Bücher aus ihrer Wahlheimat.

Welches Buch hat dir eine neue Welt erschlossen? 

„Eisfuchs“ von Tanya Tagaq hat mich gleichermaßen fasziniert wie verstört: Der Roman erzählt vom Aufwachsen eines Mädchens in der kanadischen Arktis, in der landschaftliche wie zwischenmenschliche Kälte an der Tagesordnung ist. Selten wurde blutige Vergangenheit, gewaltreiche Gegenwart und mythische Folklore auf derart poetische Weise zusammengeführt.

Thomas Hummitzsch – intellectures

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Thomas Hummitzsch schreibt regelmäßig für den Rolling Stone, die Galore oder den tip Berlin, man findet seine Beiträge aber auch in anderen Medien wie in Volltext, wo gerade ein großes Interview mit Alban Nikolai Herbst erschienen ist. Da es dennoch nicht alle Texte in Printmedien schaffen, hat er seinen Blog intellectures gegründet. Der Name des Blogs ist dabei Programm und setzt sich aus Intelligence und Lectures zusammen. Man könnte auch sagen, dass er es auf intelligente Lektüren abgesehen hat, wobei sich die Eigenschaft „intelligent“ auf die Kunst des Erzählers bezieht. Deshalb sperrt er sich auch nicht gegen Bilderwelten, die diese Kunst klug erweitern können, und bespricht neben Romanen und Sachbüchern auch Comics, Bildbände und Filme. Die Beiträge auf intellectures werden auch regelmäßig im renommierten Perlentaucher gelistet.

Welches Buch hat dir eine neue Welt erschlossen? 

Das Buch, das mir eine neue Welt erschlossen hat, gibt es nicht, aber zweifellos eine Entdeckung waren die großen Romane von Roberto Bolaño, also „2666“ und „Die wilden Detektive“. Mit ihnen habe ich begonnen, in die lateinamerikanische Literatur abzutauchen.