In den kommenden Wochen stellen wir euch im Blog die Buchpreisblogger*innen vor, die den Deutschen Buchpreis 2021 begleiten werden. Sie alle erzählen ein wenig über sich selbst – und verraten uns, welches Buch für sie ein ganz besonderes ist.
Sarah Steffens – Bookmarked

Seit 2016 spreche ich auf meinem YouTube Kanal Bookmarked über meine Leidenschaft für Literatur und finde dadurch den perfekten Ausgleich zu meinem sehr technischen Beruf als Systemarchitektin in der IT. Am liebsten lese ich Bücher, die kulturelle und gesellschaftliche Probleme adressieren und mich mit etwas Neuem konfrontieren. Je unbequemer, desto besser. Das können neben Klassikern der Weltliteratur und genrefreier Gegenwartsliteratur auch Bücher aus dem Science-Fiction-Genre sein, die auf Basis der aktuellen Zeit ein mögliches Zukunftsszenario für unsere Gesellschaft skizzieren. Wichtig ist, dass mich das Buch auch nach dem Beenden noch beschäftigt.
Ein besonderes Buch
Es gibt so viele Bücher, die auf ihre Art besonders sind und einen festen Platz in meinem Leben haben, aber „Die Vegetarierin“ von Han Kang repräsentiert meinen Lesegeschmack wohl am besten. Es gibt einen Einblick in die koreanische Gesellschaft mit ihrem Zwang nach Konformität und ihrem Umgang mit jemandem, der aus diesem Konstrukt auszubrechen versucht. Gleichzeitig ist das Buch eine stilistische Herausforderung und kreiert äußerst unbequeme Szenen und Bilder, bis es sich am Ende vollkommen von der Realität abwendet und den Lesenden ratlos und mit allerhand Gedanken und Gefühlen entlässt.
Kia Kahawa – Buchensemble

Das Buchensemble besteht aus fünf Autor*innen. Eine von ihnen ist Kia Kahawa, die in diesem Jahr Buchpreisbloggerin ist. Kia liest. Nicht nur Sachbücher zur persönlichen Entwicklung und Schreibratgeber, sondern auch Entwicklungsromane, nerdige Science Fiction und alles, was zwischen Utopie und Dystopie ein bisschen Drama angereichert hat. Beim Buchensemble gibt sie hin und wieder Einblicke in ihre Reiseberichte, die sie beim Durchqueren spannender Welten anfertigt.
Ein besonderes Buch
„Ready Player One.“ Seit dem lese ich Science Fiction. Noah aus „Endstation“ heißt Noah Cline, weil „Ready Player One“ von Ernest Cline geschrieben wurde. Dieses Buch war ein Türöffner für ein neues Genre und für meine Karriere als Verlagsautorin. Ich kann es kaum erwarten, mir weitere Geschichten von diesem Autor einzuverleiben. Eine klare Leseempfehlung für alle Nerds und Easter-Egg-Jäger*innen da draußen!
Daniel Schmelhaus

Seit fast 18 Jahren arbeite ich als Buchhandels-/Kaufkaiserin im Einzelhandel in der Papeterie Petersen in Essen. Meine Wirkungsstätte hat maßgeblich meine Literaturvorlieben geformt, ich sträube mich nicht vor fordernden Themen und mich verzücken sprachliche Experimente. Ich bemühe mich, mir ein breites Spektrum zu erlesen. Doch der Fokus liegt eindeutig auf Perlen, die sich nicht von selbst verkaufen. Durch Zufall bin ich in die Bookstagram-Bubble gestolpert, liebe ich diese kreative Spielwiese, die ich nach Lust und Laune egozentrisch bespiele. Nicht selten mit einem Augenzwinkern.
Ein besonderes Buch
Es gäbe sicher so einige Titel zu nennen. Doch bis 2017, kurz bevor ich anfing zu bloggen, hatte ich jahrelang kaum ein Buch berührt. „Kukolka“ von Lana Lux hat meine Leseleidenschaft wiederbelebt. Ein sehr starkes Debüt, ein düsterer Coming-of-Age-Roman. Möchte Geschichten lesen, die Jenseits des Heile-Welt-Filters liegen.
Franziska Heinemann-Schulte – Gute Seiten, Schlechte Seiten

Ausschließlich auf Instagram unter Gute Seiten, Schlechte Seiten veröffentlichen wir (Franzi größtenteils, außerdem Tom und Max) kurze Rezensionen zu Büchern und dabei wird das jeweilige Buch einzigartig, weil immer kontextbezogen fotografisch inszeniert. Extra für geplante Reisen bestellte Literatur, Ansammlung jeglicher Requisiten und viele nach Rezept gekochte Gerichte sind nur einige der Vorbereitungen für das perfekte Buchfoto. Ob das drei Wochen lange Wachsen lassen von Behaarung, das Einfrieren eines Romans, eigens dafür angefertigte Zeichnungen, detaillierte Nachstellung des Covers oder das Zeigen von nackten Tatsachen – kein Aufwand ist uns zu groß, um dem Buchinhalt fotografisch so nah wie möglich zu kommen. So liest es sich noch plastischer, immer mit dem Gedanken an die beste Symbiose zwischen Geist und Motiv.
Ein besonderes Buch
Unüblich lange habe ich mir Zeit gelassen für „Und jetzt bin ich hier“ von Jessica Andrews, so tief und bewusst habe ich jeden Satz und Gedanken aufnehmen wollen. Poetisch und körperlich mitreißend versammelt Andrews kurze Anekdoten zu einem Ganzen aus Kindheitserinnerungen der Protagonistin, direkter sehnsuchtsvoller Ansprache an die Mutter und dem Jetzt, zurückgezogen in dem großväterlichen Haus in aller Abgeschiedenheit. Bedrückend, doch flirrend und kraftvoll dank sprachlicher Schönheit sowie großartiger Eigenreflektion, reihen sich die Lebenspuzzleteile aneinander. Auf der ständigen Suche nach sich selbst, einer ungewissen Sehnsucht, einer fühlbaren Leere in Scherben zersprungen, klammert sie sich an Ablenkung und Verlangen nach mehr, bevor sie die dunkle Hoffnungslosigkeit ertrinken lässt. „Nachts liege ich im Gras im Garten und schaue in die Sterne, lasse meine Gedanken wandern, schneide sie nicht ab, schreibe sie nicht auf, sperre sie nicht an zu kleinen Orten ein.“
Tobias Börner

Ich komme aus einem kleinen, nicht sehr aufgeschlossenen Ort; seit ich lesen kann, war die örtliche Bücherei samt ihrem Bestand mein wichtigstes Refugium. Mein Lebensweg ist weder gerade noch klassisch, und genau das mag ich auch in der Literatur. Seit 2018 poste ich auf Instagram über Bücher. Mein Fokus liegt vor allem auf zeitgenössischer, internationaler queerfeministischer Literatur auf Deutsch und Englisch, aber ich lasse mich auch sehr gern inspirieren und überraschen.
Ein besonderes Buch
Ein einzelnes zu nennen ist eigentlich unmöglich. Aber Maggie Nelson hat mit „Die Argonauten“ mein Denken, meinen Blick auf (queere) Identität, auf mich selbst, auf die Vereinbarkeit von Philosophie und Leben und auf Familie verändert, erweitert und unendlich bereichert.