Der Literaturtreff Haren läuft offiziell zwar über die VHS, wer interessiert ist, kann aber auch ohne vorherige Anmeldung vorbeikommen. Einmal im Monat treffen sich die insgesamt 16 Mitglieder in der Giraffenbuchhandlung, um über einen Roman zu diskutieren. Monika Kremer, die den Lesekreis 2009 ins Leben rief, hat in ihrer Buchhandlung einen extra Platz für die Bücher des Literaturtreffs geschaffen, um sie dort auszustellen.
Diese wählt für gewöhnlich auch sie aus. Natürlich darf jeder Vorschläge machen, da sie als Buchhändlerin die Neuerscheinungen im Taschenbuch aber besser im Blick hat, richtet sich der Kreis zumeist nach ihr. Übrigens: Wer das Buch zum Treff nicht zu Ende gelesen hat, muss Schokolade mitbringen – mit etwas Glück gibt es bei jeder Diskussionsrunde also Nervennahrung.
Lesekreisleiterin Monika Kremer gewährt einen Einblick hinter die Kulissen:
Was war die Motivation dafür, den Lesekreis zu gründen?
Ich selbst hätte mich das, ehrlich gesagt, niemals getraut. Ich habe damals mit 27 die Buchhandlung eröffnet. Sieben Jahre nach der Eröffnung kam Ingrid Auth, eine Fachfrau von der VHS, auf mich zu und fragte, ob ich mir vorstellen könnte, einen Lesekreis zu leiten. Ich habe mich daraufhin beim VHS-Literaturkreis in Meppen angemeldet. Der war mir aber zu literaturwissenschaftlich, und ich entschloss mich dazu, das lieber entspannt anzugehen. Ich bin Ingrid Auth heute noch dankbar für die Inspiration. Sie bekommt im September, wenn wir zehn werden, deswegen einen großen Blumenstrauß.
Was war das erinnerungswürdigste Treffen bisher?
Es gab einen ganz besonderen Abend, über den wir heute noch reden und der, sobald wir davon erzählen, Menschen dazu inspiriert, das betreffende Buch zu kaufen: „Alles ist erleuchtet“ von Jonathan Safran Foer. Der Roman ist der Hammer, er hat so viele Einzelgeschichten, Handlungsstränge und Kleinigkeiten, dass viele Stellen anders interpretiert oder nicht verstanden wurden. Deswegen hat während des Diskussionsabends ständig jemand „Ach so!“ gerufen, weil es ganz neue Erkenntnisse gab. Das zeigt auch, wozu diese Form des Austauschs gut ist. Das war der totale Wahnsinn – oder, wenn man so will, sehr erleuchtend.
Welche drei Titel wurden zuletzt besprochen?
Zuletzt haben wir „Der Zopf“ von Laetitia Colombani, „Wenn Martha tanzt“ von Tom Saller und „Die Geschichte der Bienen“ von Maja Lunde gelesen, nach der Sommerpause geht es mit „Was ich liebte“ von Siri Hustvedt und „Farm der Tiere“ von George Orwell weiter. Wir versuchen, immer mal wieder Klassiker zu lesen und, wenn es sich anbietet, Verfilmungen zu sehen oder dazu passende Aufführungen von der Theatergruppe des hiesigen Gymnasiums zu besuchen. Wir waren unter anderem in Stücken von Dürrenmatt oder Gerhart Hauptmann. Alle sind von diesen gemeinsamen Besuchen immer sehr begeistert.