Literarischer Nerd & Bücherwunder: María Cecilia Barbetta – Nachtleuchten

Die Buchpreisblogger*innen haben auf YouTube und Instagram „Nachtleuchten“ von María Cecilia Barbetta besprochen und befinden beide: stellenweise wirklich heraufordernd, überbordende Sprache, viel Personal. Seht und lest selbst, zu welchem Ergebnis Mona und Florian kommen.

Bücherwunder

Der @literarischenerd schreibt:

Schon lange war ich nicht mehr so dermaßen hin- und hergerissen bei der Lektüre eines Buches: „Nachtleuchten“ von María Cecilia Barbetta ist ein mäanderndes Monstrum von einem Buch. Geliebt hab ich es an vielen Stellen – und abgrundtief gehasst. Aber von vorne:

Ballester, ein Viertel der Provinz Buenos Aires, 1974. Barbetta erzählt von den großen Dingen: dem politischen Umbruch der 70er Jahre, und von den kleinen: dem Alltag der Bewohner des Viertels. Schauplätze sind hier eine von Nonnen geführte Privatschule, ein Friseursalon, eine Autowerkstatt- und die Straßen (und das pulsierende Leben) des Viertels selbst. Ich würde es gerne so ausdrücken: Hätte Isabelle Allende Sex mit Jonathan Franzen, würde wohl dieses Buch dabei herauskommen. Wilde Mischung, findet ihr? Ich auch – der Roman sprengt jeden, jeglichen Rahmen, es explodiert vor Kitsch, es fabuliert und fantasiert, es ist von allem ein Tick zu viel, es sprachspielert und scheut den Kalauer nicht, es ist unüberschaubar und melodramatisch wie eine südamerikanische Telenovela (und bietet das Dreifache an Personal auf) und zeichnet gleichzeitig ein klares Bild des damaligen Zeitgeschehens und Lebensgefühls.

Barbetta, in Buenos Aires geboren und in Berlin lebend, liebt die deutsche Sprache und das Spiel mit ihr. Da hüpfen Palindrome, das Spiel wird optisch durch Schriftwechsel und -GRÖSSE, Zettel und Schilder verstärkt, Goethe und Homer ebenso zitiert wie Groschenromane. Also eigentlich alles, was ich schätze und liebe: ABER – es ist doch wirklich von allem zu viel und ich hatte das Gefühl, dass Barbetta gerade im dritten Teil der Atem ausging und das Buch arg leidet. So sehr, dass ich kurz davor war, es aufzugeben. Am Ende hat mich die Madonna von Ballester jedoch wieder versöhnt. Beseelt schloss ich den Roman nach überbordenden 500 Seiten. Trotzdem: sehr verdient auf der Longlist – ich schiele hinüber zur Shortlist.