In Frankfurt geboren, trieb die Neugier Sandra Kegel ins Ausland: Sie studierte in Aix-en-Provence, Wien und Frankfurt, arbeitete unter anderem als Journalistin für die Deutsche Welle in Brüssel. Um die Jahrtausendwende fand sie ihre berufliche Heimat im Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, bei der sie viele Jahre als Redakteurin im Ressort Literatur und Literarisches Leben arbeitete, ehe sie 2019 als Co-Chefin die Leitung des Feuilletons übernahm. Kritikerin sein bedeutet für sie den lustvollen Streit für eine differenzierte Wahrnehmung von Literatur, sie zu beschreiben, zu charakterisieren, zu bewerten, lässt sie immer aufs Neue erwartungsvoll das nächste Buch aufschlagen.
Leseort: Bett oder Badewanne?
Bett ist zu weich, Badewanne zu nass. Ich sitze meist am Küchentisch, abends, wenn die Kinder schlafen.
Randnotizen: Arbeitshilfe oder Frevel?
Da bin ich keine Puristin. Meine Bücher sind am Ende zerlesen, mit Anmerkungen in unterschiedlichen Farben, je nachdem, welcher Stift gerade greifbar ist, Sätze sind unterstrichen, Gedanken werden weitergedreht, manchmal steht da aber auch, seltsam genug, eine Telefonnummer, die Jahre später zum Rätsel geworden ist.
Lesezeichen oder Eselsohr?
Ohne Eselsohren geht es gar nicht. Der freche Knick oben rechts steht dafür, dass man nicht vergisst: Da war doch noch was.
Füller oder Tastatur?
Als Linkshänderin war die Tastatur für mich die Rettung.
Binge-Reading oder achtsame Lektüre?
Jedes Buch hat sein eigenes Zeitmaß. Hat man es raus, kann man sich diesem Tempo getrost anvertrauen. Bingen bringt nichts bei Literatur.
Effi Briest oder Madame Bovary?
Effi Bovary. Wie großartig, dass es diese Romane gibt. Sie gegeneinander ins Rennen zu schicken, führt nirgendwohin.
Karl Ove Knausgård oder Tove Ditlevsen?
Oder Tomas Espedal?
Tageszeitung im Print oder auf dem Tablet?
Sowohl als auch. Ich bin als Leserin analog auf Papier sozialisiert worden, aber das E-Paper hat seinen ganz eigenen Reiz.
Mozart oder Taylor Swift?
Erst mal Bach, dann hören wir weiter.
Lieber fliegen oder sich unsichtbar machen können?
Fliegen Fliegen hinter Fliegen flöge ich gern hinterher.
Wenn es wieder geht: Couch oder Kneipe?`
Ach, erst mal ins Kino. Das hab ich schon sehr vermisst.
Zug oder Auto?
Unbedingt Zug. Das beste Fortbewegungsmittel ever. Gäbe es ihn nicht, man müsste ihn erfinden. Was sich da alles machen lässt: lesen natürlich, ohne durch Anrufe gestört zu werden („Entschuldige, bin im Zug, Verbindung ganz schlecht“), aber auch schlafen, essen, dösen, Leute kennenlernen, flirten. Und dabei wird man, ohne eigenes Zutun, von A nach B befördert. Herrlich!
Zeitreise: In die Vergangenheit oder in die Zukunft?
Dann doch gern in die Zukunft, da gibt es ja dann auch noch viel mehr Vergangenheit.