© Jakob Berr

Jury 2020: Felix Stephan

In einer Kolumne in der Süddeutschen Zeitung verrät Felix Stephan, was ihn am Beruf des Kritikers so reizt: Es sei für ihn interessant, dass es auch heute noch Menschen gebe, die sich die sich mit so etwas Unhandlichem wie belletristischen Werken auseinandersetzen, selbst auf die Gefahr hin, nicht nur zurückgewiesen, sondern gar ignoriert zu werden. „Dass man die Gelegenheit wahrnimmt, sich in diesem Kosmos aufzuhalten, erscheint mir eigentlich gar nicht erklärungsbedürftig.“

Schon früh kristallisierte sich heraus, dass er Teil dieses Kosmos sein würde. Der gebürtige Berliner studierte Journalistik und Germanistik in Leipzig und schrieb dann vier Jahre frei für verschiedene Feuilletons. 2015 wurde er Kulturredakteur bei Zeit Online, 2017 wechselte er zur Literarischen Welt und 2018 ins Literaturressort der Süddeutschen Zeitung.

Jetzt geht es ans Eingemachte – entweder, oder? Felix Stephan entscheidet:

Bett oder Badewanne: Das Hantieren mit Büchern in Badewannen stelle ich mir umständlich vor. Im Bett geht es jetzt auch nicht mehr, weil der Schalter meiner Nachttischlampe einen Wackelkontakt hat und flackert wie ein Stroboskop. Zurzeit muss die Antwort also lauten: weder noch.

Randnotizen: Ich mache mir beim Lesen relativ viele Notizen, auch am Rand, finde sie aber im Nachhinein eigentlich selten hilfreich. Oft kann ich mir später nicht mehr erklären, warum ich eine Stelle so bemerkenswert fand, dass ich ausgerechnet dort eine Notiz gemacht habe. Wobei ich auch schon aus schlechtem Gewissen Notizen an den Rand geschrieben habe, wenn ich zum Beispiel beim Lesen länger nicht aufgepasst habe und das dann durch eine pointierte Notiz zu kompensieren versuche.

Lesezeichen: In der Regel benutze ich den Schutzumschlag, um die Seite zu markieren, bei der ich aufgehört habe zu lesen. Wenn es keinen Schutzumschlag gibt, improvisiere ich und greife nach einem flachen Gegenstand in meiner unmittelbaren Umgebung, ein Vorgang, den ich früher oft romantisiert habe. Er war verbunden mit der Hoffnung, dass ich Jahre später das Buch noch einmal aufschlagen und mich dann anhand des Lesezeichens an mein früheres Ich erinnern würde. Zu solchen Momenten kam es auch, aber emotional passierte dann eigentlich gar nichts, was wahrscheinlich an der letztlich selbstherrlichen Berechnung lag, mit der mein früheres Ich diese wehmütigen Momente in der Zukunft zu triggern versucht hatte.