
© Susanne Schleyer
Luzia Braun hatte das Glück, ihre zwei Leidenschaften im Beruf vereinen zu können: Die italophile Journalistin lehrte jahrelang an der Universität Mailand und war später freie Italienkorrespondentin für die Öffentlich-Rechtlichen. Wenn es um Literaturvermittlung im Fernsehen geht, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Luzia Braun ihre Finger im Spiel hat: Dem deutschen Publikum ist sie vor allem als Gesicht der ZDF-Kultursendung aspekte bekannt, die sie von 1993 bis 2011 moderierte und seitdem als stellvertretende Leiterin mitgestaltet, und auch für Das Blaue Sofa und das Literarische Quartett ist sie redaktionell zuständig.
Worauf freuen Sie sich in Ihrer Tätigkeit als Jurorin für den Deutschen Buchpreis 2018?
Ich freue mich auf Entdeckungen, auf die Zwangsbeglückung durch Lektüren, die ich freiwillig nie aufgeschlagen hätte. Vor allem aber freue ich mich auf den Austausch und die Diskussionen mit den anderen Jurymitgliedern und bin gespannt, ob es uns gelingen wird, über Geschmacksurteile hinaus Kriterien herauszufiltern, was denn nun den besten deutschsprachigen Roman ausmacht.
Was macht einen guten Roman für Sie aus?
Mit Büchern geht es mir wie mit Menschen – ich mag sehr verschiedene: Bücher, die „beißen und stechen“ (Kafka), Geschichten, die mich unterhalten und fesseln, die mir etwas über die Zeit erzählen, in der wir leben, mir nahegehen und Spuren hinterlassen, mich auf neue Gedanken bringen, mich verstören und verzaubern. Romane lassen uns andere Leben führen, in fremde Perspektiven, Schicksale, Realitäten springen. Und manchmal hilft ein guter Roman sogar, die Welt besser zu verstehen und meinen Blick auf sie zu verändern. All das kann Literatur.
Was würden Sie diesen Sommer tun, wären Sie nicht Teil der Jury?
Weil ich in meinem redaktionellen Alltag das enorme Lesepensum nicht schaffe, verteile ich meinen Jahresurlaub auf die Sommermonate und kann dann hoffentlich konzentriert die angehäuften Leseschulden abtragen. Statt wie sonst wandern, baden, Rad fahren und lesen, werde ich dieses Jahr ausschließlich lesen – aber an schönen Orten.