© privat

Deutscher Buchpreis 2019: Interview mit Lola Randl

Scheitern auf dem Land: Die Filmemacherin Lola Randl kehrt Berlin den Rücken, um in die Uckermark zu ziehen und schreibt über diese Erfahrung im Roman „Der Große Garten“. Warum Stadtmenschen das Landleben für sich entdecken, erzählt sie im Interview.

Worum geht es in „Der Große Garten“?

Es geht um das Leben auf dem Land, um das Werden und Vergehen. Exemplarisch dafür dreht sich die Erzählung um einen alten Garten, aber da ja alles mit allem zusammenhängt, lernt man von den Pflanzen und Tieren auch, wie es um den Mann und den Liebhaber und natürlich um einen selbst steht.

Wie kommt man dazu, das Stadtleben aufzugeben und aufs Land zu ziehen?

Erst ist einem alles irgendwie zu viel und dann blickt man erschöpft auf die schönen Bilder von den Menschen auf dem Land, die keine Probleme haben, und schon ist es um einen geschehen. Meistens wird dann zwar noch ewig hin und her überlegt, aber egal, wie lange oder wie kurz es dauert, wirklich vorbereitet kann man sich sowieso nicht. Eines steht jedoch fest: Die Last des Stadtlebens wird immer größer und die Nachteile des Landlebens im Zeitalter des Internets immer kleiner. So ist es nur eine Frage der Zeit, wann das Leben auf dem Land für viele eine gute Alternative wird.

Welche Probleme bringt das mit sich, stößt man auf Ablehnung?

Das Land bringt Landprobleme. Genauso wie die Stadt Stadtprobleme und der Liebhaber Liebhaberprobleme mit sich bringt. Auf dem Land knabbern Rehe Salatköpfe ab, der Laden hat kurz vor 6 schon zu und die Nachbarn wissen alles. Da muss man sich erst einmal hereinfinden. Klar, dass man da als dummer Fremder zunächst auf den Prüfstand kommt. Dabei ist alles möglich: Ablehnung, Liebe, Verdruss, Verzückung, nur alles ein bisschen stärker, als man es gewohnt ist.

Was bedeutet es in diesem Kontext, zu scheitern? Ist es schlimm oder gehört es dazu?

Scheitern kann man immer und überall. Auf dem Land kann man schöner scheitern, weil sich ja alles in der wunderbaren Natur abspielt, und man scheitert etwas lauter und sichtbarer, weil jeder es mitbekommt. In einem Dorf hat jeder seine Geschichte, und diese wird er auch nicht so schnell wieder los. Und dann werden die Geschichten ja auch noch immer weitererzählt, bis sie auch wirklich als Geschichte taugen.

Aber egal wo, es ist immer das Beste, das Scheitern als Chance zu begreifen. Und wenn man das einmal gelernt hat, also zu verstehen, was das Scheitern einem sagen will und wie schön es ist, wenn man dem nachgibt, dann will man bald gar nicht mehr aufhören zu scheitern.

Interview: Matthes & Seitz Berlin