Buchpreisbloggen mit Florian Valerius (Literarischer Nerd): „Schutzzone“ von Nora Bossong

Bereits vor einigen Wochen las Bookstagrammer Florian Valerius „Schutzzone“ von Nora Bossong – und kam zu einem eindeutigen Urteil.

Wow – das war eine harte Nuss. „Schutzzone“ von Nora Bossong war das Buch, das ich für den diesjährigen Buchpreis lesen durfte (musste?).

Mira arbeitet für das Büro der Vereinten Nationen in Genf. Vorher durchlief sie Stationen in New York, Berlin – aber auch in Krisengebieten in Afrika, in Bujumbura und Burundi. Ihre Kindheit verbrachte sie in Bonn. Bossong (die alle Schauplätze selbst bereist hat) lässt den Leser tief in den Kopf einer (trotzdem kaum greifbaren) Diplomatin schauen, erzählt auf mehreren Zeitebenen, vermischt privates mit Weltgeschehen. Mäandernd, in langen, oft sperrigen Sätzen, die die größte Aufmerksamkeit des Lesers fordern.

Ja, hochkonzentriert muss man dieses lyrische Buch lesen, das einen kritischen Blick auf die Arbeit der UN wirft, das von Menschen erzählt, die auf mich seltsam distanziert wirkten, von Menschen, die helfen woll(t)en, aber längst dem Zynismus verfallen sind. Menschen, die orientierungslos den Sinn des Lebens suchen – und oft nur die große Enttäuschung und Leere gefunden haben. Oft geht es um Grenzen in diesem Buch, nicht nur jene auf den Landkarten, sondern auch um die, die verwischen, wenn es um Gut und Böse geht. Völkermord vs Cocktails am Pool, Warlords vs schicken Suiten im Beau Rivage. Bossong beschönigt nichts und stellt unangenehme Fragen.

Mich jedoch konnte sie mit diesem Roman weder begeistern noch überzeugen. Ich kann meine Kritik gar nicht wirklich in Worte fassen: Seltsam kalt wirkte das alles auf mich, anstrengend. Manchmal wirkte die Message so dermaßen „in your face“, dass ich dachte, ja, ja, ich habe es ja verstanden, andererseits waren ganze Passagen so verschwurbelt, dass ich nur noch mit den Augen gerollt und abgeschaltet habe  – irgendwann war ich dann nur noch stark genervt, verwirrt – eine wirkliche Empfehlung kann ich leider also nicht aussprechen. Hat es schon wer gelesen? Gibt es andere Meinungen?

Florian Valerius hat seinen eigenen Weg gefunden, Menschen zum Lesen zu bringen: Als @literarischernerd nutzt er Bookstagram seit 2016 als modernen und authentischen Weg, um Menschen und Literatur zusammenzubringen. Ob Kinderbuch, Klassiker, Bestseller oder zeitgenössische Literatur – er setzt sich kritisch damit auseinander und inspiriert Tausende von Menschen. 2017 wurde er dafür mit dem ersten Buchblog-Award ausgezeichnet. 2018 war er zum ersten Mal offizieller Buchpreisblogger, 2019 wurde er in die Jury des Deutschen Verlagspreises berufen. Seine Leidenschaft lebt er in der analogen Welt seit vielen Jahren als Buchhändler in Trier. #makereadingsexyagain